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Lexington

- Physiologischer Sattel im Dressurschnitt  img_1677-logo-web

„riders who care“ - so der Slogan der Firma Barefoot mit physiologischen Sattelsystem. Was heißt: „riders who care“? Es ist fast schon eine Philosophie und die wörtliche Übersetzung „Reiter, die aufpassen“ klingt zu platt. Vielmehr ist es die Entwicklung von Produkten, die pferdefreundlich sind. Die Tiere zeigen durch ihre Körpersprache, ob die Artikel halten, was sie versprechen. Zusätzlich wurden die augenscheinlich positiven Ergebnisse mit Druckmessungen belegt, die eine gute Gewichtsverteilung aufzeigten. Der Reiter kümmert sich also bewusst um die richtige, zweckangepasste und vor allem gut sitzende Ausrüstung seines Pferdes.

 

Zweckangepasst - ein Begriff, den man sich als Reiter, nicht nur von Barefoot-Sätteln, auf der Zunge zergehen lassen sollte.

 

Welches Ziel habe ich vor Augen? Möchte ich mit meinem Pferd hauptsächlich im Gelände umherziehen und bin dabei ohne viel Gepäck unterwegs? Reite ich dort auch hin und wieder Dressurlektionen? Oder trifft man mich meist auf dem Dressurviereck an?

 

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Der baumlose Sattel Lexington, den wir hier vorstellen möchten, ließ die meisten von uns sicher und tief im Sattel sitzen. Die Pauschen können individuell angepasst werden, so dass eine optimale Position des Schenkels möglich ist. Der Sattel aus Nubuk-Leder ist im Dressurschnitt und doch können die Bügel für einen Sprung auch kürzer geschnallt werden, da das Sattelblatt breit genug ist. Die Sicherheits-Steigbügelaufhängung* ist frei positionierbar und nicht nur über ein schmales Riemchen, sondern in breiter Auflage zwischen Sattel und Sitzfläche per Klett befestigt. Natürlich bietet auch die spezielle Sattelunterlage - oder, wer es noch geschützter haben möchte, das Physio-Pad (empfohlen für gewichtige Reiter, Pferde mit stark sichtbaren Dornfortsätzen oder bei langen Ritten) - Druckschutz („VPS-System“ siehe Infokasten). Damit entfällt die Frage nach etwaigen Druckspitzen beim Leichttraben, die viele Skeptiker beschäftigt.

 

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Die flexible V-Gurtung lässt den Sattel optimal auf dem Rücken fixieren, jedoch sind die Gurtstrupfen - auch bei den Pferden um die 165 cm - sehr lang. Barefoot empfiehlt, den Sattel etwas weiter vorn aufzulegen als üblich, da der Reiter dann direkt über dem Schwerpunkt des Pferdes sitzt. Durch das nachgiebige Material ist die Schulterfreiheit trotzdem gewährleistet. Es ist zu beachten, dass auch der Lexington angepasst werden muss. Standardmäßig gibt es ihn in 2 verschiedenen Größen und wird auf die Konfektionsgröße des Reiters abgestimmt (Damengröße 36/40 und 42/46 bzw. Herren 46/48 und 50/54). Hierbei sollte der Sitz nicht zu klein gewählt werden, damit man nicht auf dem Vorderzwiesel zum sitzen kommt, weil man hinten anstößt. Die Bewegungsfreiheit im Sitz ist unbedingt zu erhalten - also wer Größe 40/42 hat: Besser den größeren Sattel auswählen. Zu Testzwecken hatten wir den Sattel etwas weiter hinten auflegt, dadurch wanderte das gute Stück noch weiter nach hinten. Beim korrekten Satteln passierte dies nicht! Bei allen Pferden lag der Sattel dann einwandfrei dort, wo wir ihn haben wollten.

 

Auch das Äußere des Sattels entspricht dem typischen Stil der Barefoot Sättel, hat jedoch ein deutlich längeres Sattelblatt. Durch die Sitzfläche und die Pauschen ist der Sitz des Reiters automatisch aufrecht und der Schenkel ist bei allen Probanden in die richtige Position gerutscht. In Sachen „Gemütlichkeit“ zeigten die Testreiter ein einheitliches Bild: „Oh, sitzt man da gut drauf!“, so die einhellige Meinung. Man konnte zwar das Muskelspiel des Tieres fühlen aber die Sitzfläche ist weich gepolstert. Weder die Knochen des Pferdes noch Nähte oder Steigbügelaufhängung waren zu spüren. Aber kommen auch die Gewichtshilfen durch? Ja, völlig problemlos. Das Anhalten aus dem Trab nur durch Gewichtshilfen ist auch mit dem Lexington einwandfrei möglich. Die Pferde gingen willig und locker in allen Gangarten, was deutlich machte, dass ihnen das Verbindungsstück zwischen Reiter und Pferd angenehm war.

 

Wir testeten den Sattel auch im Gelände. Die Bügel etwas kürzer geschnallt ging es über leicht hügelige Flächen, kraxelten eine Kieskuhle hoch und galoppierten im leichten Sitz. Alles angenehm möglich - weshalb auch nicht?  Den Regenmantel hatten wir praktisch an den Sattelringen befestigt. Auch nach diesen Ritten lag der Sattel weiterhin in Position.

 

Eine Reiterin hatte das Gefühl, dass die Steigbügel nicht ganz auf einer Länge wären - kennen Sie das auch? Bei keinem Menschen sind die Beine gleich lang und so überlegen manche von uns, den Bügelriemen um ein Loch zu verkürzen -  ohne sich dann wirklich wohler zu fühlen. Ein zusätzliches Loch in den Riemen knipsen? „Wie sieht das denn aus?“ fragen sich Einige und meinen auch „das ist mir zu viel!“. Abhilfe schafft die klettbare Bügelaufhängung: Einfach ein paar Millimeter verschieben und für den Reiter fühlt es sich viel angenehmer an.

 

Jetzt in den Wintermonaten hat man manche Schicht mehr an Kleidung auf dem Leib und die tollen Softshellhosen wärmen wunderbar. Eine Amazone empfand es vielleicht ja auch dadurch als rutschig auf dem Sattel und war der Meinung, dass ihre Sicherheit bei einem scheuenden Pferd nicht so gegeben wäre, wie in ihrem Sattel. Vielleicht liegt es auch daran, dass der Sattel neu ist, allerdings hatte keiner der anderen Reiter dieses Gefühl. Sicherlich hilft hier Sattelseife oder ähnliches. Da wir gerade bei der Seife sind: Die Unterseite des Sattels ist aus Webpelz und lässt sich ganz einfach mit der Bürste reinigen. Natürlich haben wir die schützende Satteldecke drunter, die ebenfalls schnell abgebürstet werden kann und nicht verfilzt.

 

Alles in allem: Ein Sattel, mit dem man wirklich dressurmäßig gut arbeiten kann. Das Pferd sollte allerdings nicht zu dick sein, denn der Sattel kaschiert nicht, sondern lässt die Rundung fühlen. Es gab auf dem Pferderücken keine Druckstellen - ein Schwitzbild war nicht zu sehen, da wir die Pferde in diesem strengen Winter nicht wirklich nass geritten hatten. Der Sattel ist mit ca. 6 kg relativ leicht und mit 629 Euro absolut nicht zu teuer.

 

Leider sind baumlose Sättel grundsätzlich auf Turnieren gem. LPO § 70 nicht zugelassen.

 

* Die kommenden Generationen werden wieder eine geschlossene Bügelaufhängung vorweisen.

 

Katrin Maerten und Team